Die Evolution basiert auf zwei grundlegenden ineinander greifenden Mechanismen: Der Mutation und der Auslese.
Der Begriff “natürliche Auslese” ist heute kaum noch anwendbar, denn die Auslese wird heute fast immer vom Menschen beeinflusst. Auslese bedeutet im Sinne der Evolution, dass jene Lebewesen überleben und sich fortpflanzen, die am besten an die herrschenden Gegebenheiten angepasst sind. Das heißt, dass sie genügend Nahrung finden und sich fortpflanzen können müssen.
Die Auslese findet natürlich nicht nur durch die Umwelt statt, die sexuelle Auslese spielt natürlich auch eine Rolle. Beim Menschen ist das offensichtlich. Aber auch Tiere kämpfen um Sexualpartner. Entscheidend sind hier oft Kraftoder Vitalität, die sich in unterschiedlichen Faktoren ausdrückt. Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass Vögel lauter singen müssen, um den Straßenlärm zu übertönen. Vögel, die lauter singen haben bessere Chancen, Sexualpartner zu finden und sich fortzupflanzen. Damit kultivieren sie über ihren Genpool die Fähigkeit des lauten Singens.
Die Mutation bezieht sich auf die genetische Ebene. Gene werden bekanntermaßen kopiert, beim Kopieren entstehen aber immer wieder Fehler, die dazu führen, dass sich neue Eigenschaften herausbilden können. Bei der Fortpflanzung werden zudem die Gene zweier verschiedener Lebewesen zusammengeführt. Die Nachkommen können somit Eigenschaften beider Elternteile haben. Wesen, die nicht an die Gegebenheiten angepasst sind haben schlechtere Chancen, sich fortzupflanzen und gehen so im Genpool unter.
Äußerer Streß kann dazu führen, dass sich die Zahl der Mutationenen erhöht. Auch Radioaktivität erhöht die Zahl der Mutationen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass vor der Gentechnik versucht wurde, neue Eigenschaften bei Saatgut durch radioaktive Bestrahlung hervorzubringen.
Die Evolution verläuft häufig sprunghaft und eben nicht als allmähliche Entwicklung. Es gibt ein Bild, dass die Entwicklung des Menschen darstellt. Das Wesen richtet sich allmählich auf, wobei sich sein Körperbau verändert. Die Veränderung des Körperbaus mag richtig dargestellt sein, falsch ist aber das allmäliche Aufrichten. Es gab Wesen, die sich zumindest zeitweise aufrichten konnten und damit in der Steppe einen Vorteil gegenüber Artgenossen hatten, die das nicht konnten. Wer auf zwei Beinen stehen kann, hat die Hände frei, um mit ihnen was immer zu tun. Die Aufrichter haben sich in einer Gegend, wo ihnen das von Vorteil war durchgesetzt, während die anderen im Wald blieben oder ausgestorben sind.
Die Epigenetik verweist zudem darauf, dass sich bestimmte Eigenschaften doch vererben lassen.
Am Ende entscheiden die äußeren Umstände, ob natürlich oder menschgemacht, ob ein Lebewesen überleben und sich fortpflanzen, also seine Gene weitergeben kann oder nicht. Es gibt einige Nischen wie abgelegene Inseln, wo sich die Vettern von den Festland-Arten stark unterscheiden.
Auch der Zeitfaktor wird oft unterschätzt. Tiere haben eine teils extrem hohe Rate an Vervielfältigung, so dass sich neue Fähigkeiten in wenigen Jahrzehnten herausbilden können. Beim Menschen dauert es natürlich etwas länger.
Es wäre also absurd, vom “Surrrvival of the Fittest zu reden, was Darwin selbst nie, sondern der Sozialevolutionist Herbert Spencer und seine Nachfolger getan haben.
Denn es gibt per se keine guten oder schlechten Gene, sondern nur Umgebungen, für die man geeignet ist oder nicht.
Würde der Meeresspiegel von heute auf morgen um 1000 Meter steigen, würde kein Mensch auf der Erde das überleben. Stattdessen würden Fische und Quallen es sich in unseren ehemaligen Behausungen gemütlich machen. Haben Fische deswegen bessere Gene?
Um das Ganze knackig in einem Satz zusammenzufassen: Die Mutation entscheidet darüber, ob ein Tier überlebt, und wenn es überlebt und sich fortpllanzt, sorgt es für weitere genetische Mutationen.
Ein weit verbreiteter Irrtum besteht in der Annahme, die Evolution führe zu einer ständigen Verbesserung. Besser oder schlechter gibt es nur in Relation zu einer Umwelt, die stetigen Veränderungen unterworfen ist. Die Klimawaveränderung führt derzeit dazu, dass der Eisbär Probleme hat, ausreichend Nahrung zu finden. Sollten ehemals polare Gebiete “grün” werden, würde dies andere Raubtiere – etwa den Braunbären – begünstigen und der Eisbär würde sang- und klanglos verschwinden. Wenn andererseits ein polarer Winter ausbrechen würde, könnte der Eisbär sich über jene Gebiete ausbreiten, die für ihn vom Nahrungsangebot und den Temperaturen geeignet sind, während der Braunbär wohl verhungern oder erfrieren würde.
Ebenfalls mißverständlich ist die Rede vom “Survival of the fittest”. Tiere und Pflanzen, die nicht angepasst sind, sterben aus. Aber auch schlecht angepasste Tiere können durchaus überleben. Wenn tatsächlich nur der Stärkste überleben würde, müsste die Erde von Dinosauriern oder Raubtieren besiedelt sein, denn der Vorfahre des Menschen war vergleichsweise schwach.
Es gibt also absolut gesehen keine Vorteile, sondern nur Vorteile in Relation zu einer bestimmten Umwelt. Ebenso kann ein Wesen nachteilige Eigenschaften kultivieren, solange sich diese nicht negativ auf seine Überlebens- und Fortpflanzungsfähigkeit auswirken. Es gibt z.B. einige Vögel, die die Flugfähigkeit eingebüßt haben und denen das erst zum Verhängnis wurde, als ihre Umwelt sich schneller veränderte, als sie sich anpassen konnten. Was die Physiologie angeht ist der Mensch von heute in vielen Aspekten schlechter ausgestattet als vor einigen hundert Jahren. Kaum ein Mensch kommt heute ohne künstliche Sehhilfe aus, das Gehör verkümmert, der Geruchssin wird überreizt und die Körperkraft schwindet. Unsere Umwelt hat sich einfach so radikal geändert, dass diese Stärken, die ursprünglich von Vorteil waren heute keine so große Rolle mehr spielen. Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass antike Ruderer leistungsfähiger waren als die heutigen Wettkampf-Ruderer.
Der Mensch ist den Tieren in jeder Hinsicht unterlegen, was Seh-, Hör-, Riech- und Fühlfähigkeit angeht. Seine Überlegenheit kommt im wesentlichen aus seiner Fähigkeit zur Kooperation mit anderen Menschen und der Möglichkeit, die Schwächen seines Körpers durch die Stärke seines Verstandes zu kompensieren. Gleichzeitig ist er extrem vom Funktionieren dieser fragilen Struktur abhängig, die er geschaffen hat. Was passiert, wenn Datenfluss oder Strom für einige Tage ausfallen, kann sich kaum jemand ausmalen.