Vorteile der Leichten Sprache

Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form der Alltagssprache. Sie ist eigentlich für Menschen gedacht, die lernbehindert sind, nicht gut lesen können oder nur geringe Deutschkenntnisse haben. Aber sie kann auch Vorbild für Redakteure sein. Zum Udemy-Kurs zur einfachen Sprache
Ein Redakteur sollte zum Ziel haben, die für seine Leser verständlichste Form für seine Inhalte zu wählen. Auch für die Organisation oder das Unternehmen ist das von Vorteil. Leider sind aber bis heute viele Webauftritte von Textwüsten, Fachjargon oder Marketing-Sprech.

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Übersichtliche Gestaltung

Bei der Leichten Sprache beeindruckt vor allem die Übersichtlichkeit der Texte. So müssen Texte kurz sein, Zeilen werden optisch deutlich voneinander getrennt. Jeder Satz enthält nur eine Aussage. Wichtigen Textbausteinen werden illustrative Grafiken zugeordnet.

Kompaktere Texte

Da Leichte Sprache durch große Zeilenabstände und hohe Schriftgrade mehr Platz einnimmt ist der Autor gezwungen, sich kurz zu fassen und Unwesentliches wegzulassen. Das fällt gerade Experten schwer, die sich eher darum bemühen, dem geneigten Leser sein geballtes Wissen um die Ohren zu hauen. Die Leichte Sprache verträgt sich nicht mit dem Fachjargon, der in Behörden und der Wissenschaft vorherrscht. Deshalb zwingt uns die Leichte Sprache dazu, Prioritäten zu setzen.
Texte müssen kurz sein, auf Passiva, Konjunktive und Zwischen- wie Nebensätze soll verzichtet werden.
Und da hört es noch nicht auf: Weg mit Fremdwörtern und zusammengesetzten Wörtern. Der Genetiv weicht dem Dativ: Es heißt dann „Das Haus meines Vaters“ statt „Meines Vaters Haus“, was sowieso nicht gerade zeitgemäß klingt.
Metaphern werden vermieden, was jeder Autor beherzigen sollte. Metaphern sind in vielen Fällen falsch, so habe ich noch nie einen Pilz gesehen, der aus dem Boden schießt. Oder sie sind ausgeleiert und lösen nur noch Gähnen beim Leser aus wie der Leuchtturm.

Sags mit Bildern

In der Leichten Sprache werden Texte mit illustrativen Bildern verknüpft. Die meisten Vollbluttexter neigen hingegen dazu, das Thema Illustrationen zu vernachlässigen. Die Bilder, die üblicherweise auf Firmen- oder Behörden-Websites eingesetzt werden, sind zumeist nichtssagend. Da weiß man nicht, ob es um Jogurt, um Stromrechnungen oder um die nächste Wahl geht. Endgültig peinlich wird es, wenn unterschiedliche Unternehmen die gleichen Stock Photos zumindest stilistisch gleiche Fotos verwenden. Dabei lassen sich Illustrationen ideal nutzen, um an Profil gegenüber den Konkurrenten zu gewinnen.
Eine Ausnahme bilden interessanterweise ausgerechnet die technischen Dokumentare. Das sind Leute, die zumeist Bedienungsanleitungen, Bauanleitungen und Ähnliches schreiben, was kein Mensch freiwillig liest. Aber sie verbinden Text und Grafik konsequent, um die Verständlichkeit zu verbessern.
Einen Redakteur wird man hingegen selten sehen, wie er mit dem Vektorzeichner rangeht. Das ist vielleicht auch gut so, gerade professionelle Websites nehmen lieber gar keine als eine schlechte, mit Paint hingeschmierte Illustration.
Andererseits macht Übung den Meister, abgesehen davon ist eine gute Illustration nicht wesentlich teurer als ein guter Text. Es geht mir wohlgemerkt um einfache Diagramme oder schematische Zeichnungen, nicht um die Hightech-Infografik, die eh kein Mensch versteht. Nur wenige Leute sind dazu bereit, sich mehrere Minuten mit einer Grafik zu beschäftigen, das ist das Elend des Internets.

Weniger, aber besser

Das Gleiche gilt weniger stark für Texte, aber die traurige Wahrheit ist, dass die hohe Verfügbarkeit des Internets die Geduld der Leser eher noch verringert hat. Überlegt einmal, wie viel Text auf ein relativ großes Display von 5 Zoll passt und wie dort Texte gelesen werden. Hier wartet jemand fünf Minuten auf den Bus, dort sitzt jemand zehn Minuten in der Bahn, da sitzt jemand mit seinen Freunden im Café und überfliegt nebenbei die neuesten Infos. Wenn zwischendurch die Sonne scheint taugt das Display weniger zum Lesen als zum Schminkspiegel. Entscheidend ist dabei nicht nur das Medium, sondern auch die kurze Aufmerksamkeitsspanne. In fünf Minuten einen komplexen Text zu erfassen ist kaum möglich.
Das Dilemma werden wir nicht auflösen können. Man kann Komplexität nur in gewissem Maße reduzieren, ohne den Inhalt zu sehr zu verkürzen. Allerdings können wir noch viel dafür tun, unsere Texte verständlicher zu schreiben und zu gestalten. Dabei können wir uns von der Leichten Sprache inspirieren lassen. Es geht nicht darum, weniger oder mehr Texte zu schreiben, es geht darum, Informationen bestmöglich anzubieten.

Zum Weiterlesen

Weitere Infos zur Online-Schulung: Einführung in die einfache Sprache