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Einfache Sprache und Leichte Sprache – was sind die Unterschiede?

einfache und Leichte Sprache werden oft synonym verwendet. Das ist allerdings nicht sinnvoll. Beide Konzepte richten sich an völlig unterschiedliche Personen. Was ist nun der Unterschied zwischen Leichter Sprache und einfacher Sprache?

Zielgruppe

Leichte Sprache richtet sich an Menschen mit Lernbehinderung, früher als geistige behinderung bezeichnet. Die einfache Sprache hat Menschen als Ziel, die zwar lesen können, aber Probleme haben, komplexere Texte zu verstehen. Sie zielt also auf die allgemeine Bevölkerung, während die Leichte Sprache eine klar definierte Zielgruppe hat.
Bitte beachten Sie: Menschen mit einem guten Sprach-Verständnis können sich diskriminiert fühlen, wenn Sie Ihnen Texte in Leichter Sprache vorsetzen. Sie fühlen sich von der Sprache, der Formatierung und den Bildern nicht angesprochen.

Illustrationen

Die Leichte Sprache wird häufig in jedem Absatz mit einfachen Illustrationen ergänzt, die einfache Sprache wird im Prinzip wie Texte in Alltagssprache bebildert – also häufig sparsam oder gar nicht. In der einfachen Sprache können einfache Diagramme und andere Infografiken verwendet werden, was in der Leichten Sprache bisher nicht passiert.

Informationsmenge und -Dichte

In der Leichten Sprache werden praktisch keine komplexeren Informationen vermittelt, viele Inforrmationen wie Zahlen werden weggelassen oder in Verhältnissen wie „viel“, „wenig“ und so weiter ausgedrückt. In der einfachen Sprache lassen sich praktisch alle Informationen vermitteln – wenn man genug Platz für den Text hat.
Rein visuell, das spielt vor allem im Druck eine wichtige Rolle, nimmt die Leichte Sprache durch die Textformatierung und die Bilder am meisten Platz ein. Die einfache Sprache nimmt ein wenig mehr Platz ein als konventionelle Texte, wenn viele Fachbegriffe oder abstrakte Konzepte erklärt werden müssen.

Prüfprozess

Die Leichte Sprache wird von Menschen aus der Zielgruppe geprüft. Bei der einfachen Sprache ist keine solche Prüfung vorgesehen.

Wortschatz und Textgestaltung

Der Wortschatz der einfachen Sprache ist wesentlich größer als bei der Leichten Sprache. Die Sätze dürfen komplexer sein. Es gibt keine engen Vorgaben, was die visuelle Gestaltung der Texte angeht.

Übersetzung

Die Übersetzung in Leichte Sprache wird praktisch immer an externe Agenturen abgegeben. Die einfache Sprache wird zumeist inhouse übertragen.
Von der Arbeitsweise entsprricht die einfache Sprache mehr einem Lektorat als einer Übersetzung. Es entsteht kein völlig neuer Text, sondern eine mehr oder weniger adaptierte Version.

Textformatierung

Texte in Leichter Sprache werden sehr spezifisch formatiert: Es gibt kurze Zeilen, große Zeilen- und Absatzabstände. Die Formatierung in Einfache-Sprache-Texten fällt hingegen nicht besonders ins Auge.

Visuell/inhaltlich

Wenn Sie sich einen Text in Leichter Sprache ansehen, fallen Ihnen sofort Unterschiede zu konventionellen Texten auf. Bei der einfachen Sprache fällt Ihnen der Unterschied zur konventionellen Sprache oft nicht auf.

Regelwerke

Bei der Leichten Sprache gibt es mehrere Regelwerke. Am bekanntesten ist das Regelwerk des Netzwerks Leichte Sprache. Es hat seine Wurzeln in der Behinderten-Bewegung. Daneben gibt es das Konzept der Leichten Sprache der Forschungsstelle Leichte Sprache der Uni Hildesheim. Hier ist der Ursprung in den Sprach-Wissenschaften im Regelwerk deutlich erkennbar. Es gibt einen Entwurf für eine DIN Spec 33429:2023-04 „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“. Eine Spec ist eine vereinfachteForm einer DIN-Norm.

Für die einfache Sprache gibt es hingegen zwei Normen: Die DIN 8581-1, Einfache Sprache – Anwendung für das Deutsche regelt die einfache Sprache für den deutschen Sprachraum. Die internationale Norm DIN ISO 24495-1, Einfache Sprache – Teil 1: Grundsätze und Leitlinien regelt sprach-unabhängig, was einfache Sprache ist und wie sie erreicht werden kann.

Platt gesagt haben wir nun das Problem, dass die einfache Sprache klar geregelt ist, während es bei der Leichten Sprache konkurrrierende Regelwerke und keine feste Norm oder Spec gibt.

Zusammenführungen von einfacher und Leichter Sprache

Bislang gibt es in Deutschland kein Konzept, einfache und leichte Sprache zusammenzuführen. Derzeit könnten Sachtexte in einfacher Sprache die meisten Leichte-Sprache-Leserinnen durch Komplexität und Textlänge überfordern. Es gibt den Versuch, die leicht verständliche Sprache als drittes Konzept und Kompromiss zu etablieren. Das ist aber noch in den Kinderschuhen.
Ob es Sinn macht und möglich ist, beide Konzepte zusammenzuführen wird kontrovers diskutiert. Derzeit sind allerdings beide Übersetzerinnen-Gruppen voneinander abgegrenzt, nur wenige Übersetzerinnen bieten sowohl Leichte als auch einfache Sprache an.

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