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Neuigkeiten zur Barrierefreiheit im August 2019

Heute gibt es einen kleinen Geburtstag zu feiern: Vor genau einem Jahr veröffentlichte ich die erste Ausgabe des Newsletters, damals noch als eine reine Web-Version. In der Zwischenzeit lesen einige hundert Leute regelmäßig mit, was ein großer Erfolg ist, weniger für mich als für die Barrierefreiheit.
Neben den üblichen Neuigkeiten finden Sie am Ende des Newsletters eine kurze Einordnung des Falls Domino’s Pizza. Die Fast-Food-Kette weigert sich, ihre Website barrierefrei zu machen und die Entscheidung über diesen Fall dürfte folgenreich sein.
Blinde müssen feststellen, dass die Barrierefreiheit auch Rückschritte machen kann. So werden immer mehr Haushalts-Geräte mit Touchscreens ausgestattet, die von Blinden nicht bedienbar sind. Smartphones zeigen, dass Touchscreens durchaus zugänglich gemacht werden können. Doch den Herstellern scheint die Zielgruppe herzlich egal zu sein. Leider muss man hier wieder die Bundesregierung und die EU verantwortlich machen. Sie weigern sich standhaft, Privat-Unternehmen zur Barrierefreiheit zu verpflichten und verstoßen so gegen ihre Verpflichtungen aus der Behindertenrechts-Konvention.

Interessante Artikel

Leider versagt Deutschland auch bei einem weiteren Thema: Der Integration der Senioren. Auch hier macht sich die mangelnde Barrierefreiheit immer mehr bemerkbar, wie ein Feature des Deutschlandfunk ausführt.
Der Austausch zur Barrierefreiheit wird wichtiger. Auf meiner Website habe ich Foren, Mailinglisten und verschiedene Gruppen gesammelt, auf die Sie einmal einen Blick werfen können.
Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, wie sinnvoll Bildbeschreibungen für digitale Texte in Leichter Sprache sind. Eine Diskussion auf XING veranlasste mich dazu, einen kleinen Beitrag dazu zu schreiben. Mein Fazit: Alternativtexte in Texten in Leichter Sprache sind nicht sinnvoll. Aber lesen Sie selbst. Die folgenden Beiträge sind alle auf Englisch.
Auch richtig Beschweren will gelernt sein. Ein Guide auf LinkedIn verrätt Betroffenen, wie sie sich über mangelnde Barrierefreiheit bei Webseiten beschweren können. Er ist natürlich auch für die andere Seite interessant. Bislang erhält man auf solche Hinweise nämlich zumeist gar keine Antwort, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Als Kunde fühlt man sich in jedem Fall so nicht ernst genommen.
Complaints guide for encountering online accessibility barriers
Automatische Testtools sind unter Barrierefreiheits-Neulingen beliebt. Die aktuellen Test-Methoden sind allerdings leicht manipulierbar, das gilt übrigens auch für Verfahren wie den BITV-Test, das ist aber ein anderes Thema. In diesem älteren Artikel wird beschrieben, wie eine nicht-barrierefreie Webseite so optimiert wurde, dass sie einen guten Wert mit automatischen Testtools bekam. Ich glaube durchaus, dass automatische Testtools in Zukunft wichtiger werden, aktuell würde ich mehr auf Tests durch Nutzer und deren Feedback setzen.
Building the most inaccessible site possible with a perfect Lighthouse score
Wenn Sie mit Infografiken zu tun haben, könnte dieser Artikel auf für Sie interessant sein: Er zeigt, worauf bei der Barrierefreiheit solcher Grafiken zu achten ist.
Chart accessibility best practices
Sie kennen das sicherlich: Etwas funktioniert nicht so, wie sie es möchten und Sie verwenden einen Trick, damit es doch fuktioniert. Im englischen spricht man gerne von „Hack“ im Sinne von Computer hacken. Behinderte beherrschen Dutzende solcher Hacks, vielmehr müssen sie sie beherrschen, um zurecht zu kommen. In diesem Medium-Artikel berichtet eine betroffene Person darüber und wie frustrirend das sein kann.
Why Truly Accessible Design Benefits Everyone

Der Fall Domino’s

Sie erinnern sich vielleicht: Vor ein paar Monaten hatte ich darüber berichtet, dass der Fast-Food-Riese Domino’s dazu verurteilt worden war, seine Website für Blinde zugänglich zu machen. Domino’s hat jetzt Widerspruch gegen das Urteil eingelegt, es lohnt sich, sich näher mit dem Fall zu beschäftigen.
Zum Hintergrund: Die USA haben mit dem Americans with Disabilities Act (ADA) härtere Gesetze gegen mangelnde Barrierefreiheit, die insbesondere auch Privat-Unternehmen einschließen. Domino’s führt vor allem zwei Gründe gegen das Urteil an: Zum einen seien die Kosten für eine barrierefreie Website sehr hoch – die Rede ist von 3 Millionen Dollar. Zum Anderen sei nicht klar geregelt, was Barrierefreiheit für Websites eigentlich bedeutet. Auf Domino’s und andere Unternehmen kämen hohe Kosten zu, wenn sie ihre Anwendungen barrierefrei machen müssten. Es geht natürlich nicht nur um die Websites, sondern auch um die mobilen Apps.
Domino’s dürfte jetzt schon einen Image-Schaden davon getragen haben. Man will anscheinend einen Präzendenzfall schaffen und das ADA an dieser Stelle aushebeln. Denn die Klagen gegen Privat-Unternehmen wegen mangelnder Barrierefreiheit haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Folgen des Urteils dürften weitreichend sein, allerdings dürfte sich die Entscheidung noch lange hinziehen.
Ausführliche Darstellung des Falles bei The Verge. Domino’s asks the Supreme Court to shut down a lawsuit requiring its website be accessible to blind people

Anstehende Veranstaltungen

Die Sommerpause ist vorbei und es gibt wieder einige Veranstaltungen zur Barrierefreiheit. Am 19.9. gibt es das M-Enabling Forum in Düsseldorf parallel zur Rehacare. Auch für 2020 habe ich schon erste Veranstaltungen gesichtet. Einen Überblick finden Sie wie immer auf meiner Website.
Noch bis zum 16.9. können Sie sich zu unserem Workshop zur barrierefreien Web-Entwicklung in Bonn anmelden. Alle Infos und weitere Workshops.

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