Angst und Panik sollten nie der Treiber für eine wichtige Entscheidung sein. Leider scheinen das viele Accessibility Consultants anders zu sehen, darunter nicht nur unsere heißgeliebten Overlay–Anbieter. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass komplexe Entscheidungen Zeit benötigen. Eine Aussage wie etwa „Werden Sie bis zum 25. Juni 2025 barrierefrei, sonst wird ihr Angebot vom Markt genommen“ ist inhaltlich nicht ganz korrekt und generell nicht sinnvoll. Die Frist gilt für Angebote, die nach diesem Datum auf den Markt kommen. Für Bestands-Angebote gibt es eine Übergangsfrist, sofern diese Angebote nicht wesentlich geändert werden.
Die Entscheidung für Barrierefreiheit sollte auf Strategien und durchdachten Maßnahmen basieren und langfrristig angelegt sein. Der öffentliche Dienst ist bereits seit mehr als 20 Jahren verpflichtet und kämpft noch immer damit. Das heißt allerdings nicht, dass Sie Entscheidungen vor sich her schieben sollten. Damit tun Sie sich keinen Gefallen.
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Das Gesundheitssystem in Deutschland ist aktuell alles andere als barrierefrei, so die Gesundheits-Wissenschaftlerin Ines Olmos in einem Interview.
Barrierefreiheit im Gesundheitssystem – ein Gespräch mit Ines Olmos
Barrierefreiheit bei Veranstaltungen bedeutet mehr als stufenlose Zugänge oder Live-Transkription, so die Moderatorin Sharon Maple.
Barrierefreie und inklusive Moderation
Die Barrierefreiheits-Regeln verbieten in der Regel Animationen. Manchmal sind sie aber unvermeidbar. In solchen Fällen könnten Trigger-Warnungen eine Hilfe sein.
Trigger-Warnungen in der digitalen Barrierefreiheit
Es gibt viele gute Argumente für digitale Barrierefreiheit, die Moral ist keines davon.
Warum Sie nicht moralisch für Barrierefreiheit argumentieren sollten
Die Bundesfachstelle für Barrierefreiheit hat Videos zum Thema Barrierefreiheits-Stärkungs-Gesetz und eCommerce veröffentlicht. Zwei der Personen, die da rumkaspern könnten ihnen bekannt vorkommen. Keine Angst, das Krümmelmonster ist nicht dabei.
Webinar-Reihe zum Thema „BFSG 2025“ E-Commerce
Können Large Language Models wie ChatGPT brauchbare Bildbeschreibungen erzeugen? Eine kleine Untersuchung geht dieser Frage nach.
Barrierefreiheit & KI: Alternativ-Texte für Bilder mit LLMs generieren?
Ein Leitfaden hilft dabei, die digitale Teilhabe am Arbeitsplatz zu verbessern.
Barrieren digitaler Teilhabe erkennen und überwinden
Multisprech ist ein Portal für Einfache Sprache. Das Portal gibt es schon länger, wird aber natürlich im Zusammenspiel mit der neuen Norm noch wichtiger. Aktuell werden verschiedene Tools zur Vereinfachung von Sprache getestet.
Weiter gehts auf Englisch: Wir haben ein interessantes Tool entdeckt: Die kostenlose Silktide-toolbar erlaubt eine Reihe automatisierter Barrierefreiheits-Tests, diverse Behinderungs-Simulationen sowie eine Simulation eines Screenreaders. Leider gibt es die toolbar nur für Chrome und Edge.
Silktide Accessibility Checker
Microsoft verbessert den Export getaggter PDF in Office 365.
Microsoft improves accessibility in their PDFs
Es gibt einen aktuellen Entwurf der WCAG 3. Sie ist allerdings noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte von einer Fertigstellung entfernt.
Apropos WCAG: Das Dokument ist ja nicht besonders übersichtlich. Wir haben zwei Websites gefunden, die verschiedene Filter-Möglichkeiten anbieten.
Gute Nachirchten des Monats
Die App BeMyEyes gibt es jetzt auch als Windows-Anwendung. Bei BeMyEyes können Sehende Freiwillige Blinde bei visuellen Aufgaben unterstützen, indem zum Beispiel die Kamera geteilt wird.
Be My Eyes Launches its Award-Winning App on Windows
Zur Europa-Wahl gibt es zahlreiche barrierefreie Materialien: Es gibt zum Beispiel Informationen in Leichter Sprache, barrierefreie PDFs und vieles mehr. Es ist eine gute Sache, dass immer mehr getan wird, um Wahlen und Wahl-Informationen möglichst barrierefrei zu gestalten.
Bemerkenswert fanden wir den Umstand, dass Kanada die europäische Norm EN 301549 in nationales Recht umgesetzt hat. Häufiger werden ja nordamerikanische Standards direkt oder indirekt von der EU übernommen.
Statistik des Monats
Nach dem Motto jeder möchte alt werden, niemand möchte alt sein geht es in diesem Monat um die Anforderungen der über 65-jährigen an Apps und Websites. 81 Prozent sind frustriert von Websites und Apps. 11 Prozent würden mehr ausgeben, wenn sie besser bedienbar wären.
Die drei großen Herausforderungen sind:
- Probleme beim Merken komplizierter Passwörter
- Nicht das Finden, was man eigentlich tun möchte
- nicht ausreichend Zeit, um die Aufgabe zu erledigen
Interessant ist auch, dass die Probleme relativ gleichmäßig über die Gruppen verteilt sind, die über 80-jährigen haben nicht deutlich mehr oder andere Probleme als jene zwischen 65 und 79.
Die Untersuchung wurde im November 2023 als Telefon- und Online-Interview durchgeführt. Befragt wurden Personen aus Großbritannien.
A golden opportunity. Are you serving the needs of older online consumers? (PDF)
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