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Kontrast-Modi, Styleswitcher und Text-Versionen


Text-Versionen, Styleswitcher und Vergrößerung sind fast so alt wie das Web. Wie so fot im Leben kommen längst vergessene Funktionen durch die Hintertür zurück, heute als Barrierefreiheits-Overlays. Schauen wir uns einmal an, warum sie überflüssig sind und sogar schaden können.

Textversion

Die Textversion von Websites ist aus guten Gründen fast ausgestorben. Sie bringt mehr Probleme als Lösungen mit sich. Obwohl es zum Beispiel kein Problem ist, unterschiedliche Versionen einer Website dank der Trennung von Gestaltung, Inhalt und Struktur zu pflegen, ist die Textversion sozusagen die Schmuddelecke der Website. Mit Broken Links, unvollständigen oder schlampig formatierten Texten und total veralteten Inhalten wird sie schlicht vernachlässigt und vergessen. Im Vergleich: Kein Website-Betreiber würde seine für mobile Geräte optimierten Webseiten dermaßen verkommen lassen und wenn, gäbe es gewaltigen Ärger.
Das muss auch gar nicht sein, denn die Inhalte liegen schließlich in Datenbanken und müssen einmal ordentlich angebunden werden, damit alle Siteversionen auf dem gleichen Stand sind. Das Styling geschieht über CSs.
Aber das ist wohl noch ein geringes Problem. Meine Bank – die Sparkasse KölnBonn pflegt eine „barrierefreie“ Version des Internet-Banking, die leider öfter mal ausfiel. Netterweise merkte man das erst, bevor man eine Überweisung abschicken wollte, also nachdem man die Daten schon mühsam eingegeben hatte. Blöd nur, dass die Seite dann hartnäckig behauptet, man selber hätte einen Eingabefehler gemacht, was definitiv falsch war. Und muss ich als Kunde dieser Bank eigentlich hinnehmen, dass mir nur einige Funktionen des barriereunfreien Bankings zur Verfügung gestellt werden und ich meine Daueraufträge zum Beispiel in der Textversion nicht einsehen, bearbeiten oder einrichten kann?
Textversionen sind überflüssig, denn jeder gute Browser mit Ausnahme des Google Chrome auf dem Desktop verfügt über eine integrierte Lese-Ansicht.

Styleswitcher

Der bekannte Styleswitcher scheint ebenfalls ein baldiges Ende zu finden. Wir erinnern uns: es werden mehrere Farbschemata via CSS erstellt, die sich über JavaScript umschalten lassen. Beliebt ist vor allem die Farbumkehrung, von Schwarz auf Weiß zu Weiß auf Schwarz oder andere stark kontrastierende Farbschemata.
Ich glaube auch beobachtet zu haben, dass sich die Webseiten stärker zu sparsamer Farbgebung hin entwickeln: bei sehr vielen Webseiten ist der Hintergrund weiß oder sehr hell und Farben werden sparsam für das Corporate Design und für Orientierungselemente eingesetzt. Ein meiner Ansicht nach sehr positiver Trend. Ich habe schon die seltsamsten Farbkombinationen gesehen, wo sich die Macher offensichtlich mit solch belanglosen Fragen wie Seriosität, Farbwirkungen und Lesbarkeit nicht beschäftigt haben. Frei nach dem Motto, es gibt 256 Farben im Netz und wir setzen sie alle auf unserer Startseite ein. Eine bekannte Bücherverkaufsseite setzt tatsächlich eine Kombination aus Rosa und hellem Grün ein, so dass man sich auf einer Website für Kinder wähnt.
Wir gehen aber heute davon aus, dass die Nutzer sich über das Betriebssystem ihre Farbschemata einstellen. In Windows gibt es einen Kontrastmodus, der sich über die Tastenkombination Shift + Alt + Druck aktivieren und deaktivieren läßt. Daneben läßt sich etwa im Browser einstellen, welche Farben man für Hintergrund und Schrift bevorzugt.
Tot geglaubt erlebt der Styleswitcher über den Dark Mode sein Revival.

Integrierte Schriftvergrößerung

Das gilt auch für die Schriftgröße. Alle aktuellen Browser erlauben die Schriftskalierung über die Tastenkombination STRG und dem +-Zeichen auf dem Nummernblock bzw. STRG + Mausrädchen. Außerdem läßt sich die bevorzugte Schriftgröße ebenfalls im Browser einstellen. Sogar die Lieblings-Schriftart läßt sich hier festlegen.
Überhaupt ist es merkwürdig, wie dominant kleine Schriftgrade auf Webseiten sind. Verrückt ist die Mischung aus einer riesengroßen Überschrift und winzigem Text. Vielleicht sollten sich Designer:Innen überlegen, ob es sinnvoll ist, die Nutzer:innen zum Zoomen zu zwingen.
Natürlich gibt es auch den Browser-Zoom, der bei responsiven Seiten eigentlich auch gut funktioniert.

Weg mit den Sonderlösungen

Der Weg führt also generell weg von solchen Sonderlösungen, die manchmal nicht funktionieren, die oft nicht gepflegt werden und die nur wenigen Leuten etwas nützen. Schade, dass das nicht generell für technische Produkte gilt. Der goldene Weg heißt heute universelles Design, Kompatibilität und Geräte-Unabhängigkeit. Das heißt, die Website muss mir vor allem erlauben, meine eigenen Einstellungen vorzunehmen, weil es einfach nicht möglich ist, jede mögliche Barriere für den Nutzer voraus zu sehen.
Bei solchen Funktionen besteht generell die Gefahr, dass die Basis-Barrierefreiheit vernachlässigt wird. Wozu Mindest-Kontrast oder gut lesbare Schriftgrößen, wenn die Nutzer:Innen das einfach aktivieren können?
Unser Ziel muss sein, möglichst viele Anwender:Innen darüber zu informieren, welche Möglichkeiten die Betriebssysteme heute bieten. Das macht sie unabhängig vom Good Will schlechter Web-Entwicklerinnen.