Ich liebe es, mich durch den Supermarkt zu wühlen, um Produkte zu finden, die ich noch nicht kenne. Mit meinem geringen Sehrest ist das leider schwierig und zeitaufwändig. Ich muss jedes Produkt in die Hand nehmen und wenn ich nicht an der Verpackung erkenne, was es ist, muss ich nach der Beschriftung suchen, die oft zu klein oder zu kontrastarm ist, um sie vernünftig zu lesen. Das führt mich zu meinen Überlegungen zur perfekten Shopping-App für Blinde.
Die bisherigen Lösungen basieren darauf, den Barcode zu scannen. Das kann man mit speziellen Geräten oder dem Smartphone machen. Das mag okay sein, wenn man nur wissen möchte, ob das Kamillentee oder Pfefferminztee ist, aber niemand wird ernsthaft eine große Shopping-Tour damit machen. Schließlich muss jedes Produkt in die Hand genommen und der Strichcode gefunden werden, der sich bekanntermaßen nicht erfühlen lässt. Mir geht es dabei weniger um das Finden von Produkten des täglichen Bedarfs, sondern um Zufallsfunde. Also Produkte, die man nicht kennt, die einem aber gefallen würden, wenn man sie denn fände.
Untechnisch kann man eine Einkaufshilfe oder die beste Freundin mitschleppen, aber selbst der geduldigsten Person dürfte bald die Geduld ausgehen, wenn man sich im supermarkt herumtreibt. Die Ausnahme sind vielleicht noch Frauen, die tatsächlich Kleider shoppen gehen. Wenn man weiß, was man sucht, ist das generell kein Problem. Das Problem entsteht, wenn man eben auf Zufallsfunde aus ist.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Echtzeit-Erkennung von Objekten. Das halte ich trotz der Fortschritte in diesem Bereich aktuell nicht für realistisch. Die Latenz, also die Wartezeit zwischen Fokussierung des Objektes und deren Erkennung ist zu hoch. Es gibt außerdem zu viele ähnliche Produkte mit zu vielen unterschiedlichen Informationen.
Die Lösung ist recht simpel. Das Smartphone muss die Produkte bereits erkennen, wenn sie mit der Kamera fokussiert werden. Klingt kompliziert, ist aber keine große Geschichte.
Via MFC oder RFID müssten entweder die Produkte selbst oder zumindest die Beschilderungen an den Regalen mit einem Sender ausgestattet werden. Das Smartphone empfängt die Signale und ruft die passenden Infos ab: Produktname, Preis, Zutaten und das ganze Pipapo. Aufgrund der engen Platzierung der Produkte muss natürlich sichergestellt sein, dass dir richtigen Informationen zum fokussierten Produkt ausgegeben werden.
Am einfachsten wäre es, wenn der Supermarkt die Infos direkt per W-Lan bereit stellt, dann muss keine komplette Datenbank auf dem Smartphone landen und die Latenz durch Internet-Zugriffe wird minimiert. Um halbwegs komfortabel zu sein muss das Ganze in Echtzeit ablaufen, das heißt, es darf keine nennenswerte Zeit zwischen dem Fokussieren des Objektes und der Ausgabe der Informationen geben.
Das klingt zunächst aufwendig, ist aber durchaus realistisch. Die Metro hat heute schon Barcodes und digitale Preisanzeigen an den Regalen. Die Supermärkte könnten so zum Beispiel in Echtzeit feststellen, dass bestimmte Produkte knapp werden und diese auffüllen. RFID-Chips sind bereits so billig, dass es verwunderlich ist, warum noch nicht in jedem Produkt einer steckt.
Das Einzig Blöde an der Sache ist, dass es den Leuten nicht hilft, die keinen Zugang zur Technologie haben. Leider fällt mir für diese Gruppe keine nichttechnische Lösung ein.