Dies ist das Transkript zum Podcast. Ich spreche mit der Expertin für Gesundheits-Kompetenz und Barrierefreiheit Ines Olmos über die Barrierefreiheit im Gesundheits-Wesen. Alle Ungenauigkeiten und Fehler gehen auf die Transkriptions-Software und mich.
Domingos: So herzlich Willkommen zu einem neuen Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Heute habe ich wieder einen spannenden Gast dabei, mit Ines Olmos spreche ich über das Thema Barrierefreiheit im Gesundheitssystem. Erstmal vielen Dank Ines, dass du dir die Zeit nimmst für diesen Podcast.
Ines: Ja, vielen Dank für die Einladung und auch für deine Zeit.
Ines Hintergrund
Domingos: Sehr gerne. Wir fangen, wie immer damit an, dass du dich den Zuhörenden einmal kurz vorstellst.
Ines: Ich bin Ines Olmos, ich bin von Hause aus Physiotherapeutin, ich war viele Jahre auch praktisch tätig, dann habe ich ein Studium als gesundheits-Wissenschaftlerin gemacht. Dort jetzt hauptberuflich in meinem Hauptjob, arbeite ich mit den Themen Prävention und Gesundheitsförderung. Das heißt, ich habe als Physiotherapeutin mit einzelnen Personen mit den Individuen gearbeitet und jetzt habe ich die Bevölkerung im Blick oder bestimmte Personengruppen.
Und ja, nebenberuflich bin ich selbständig im Bereich Gesundheit, barrierefreie Gesundheitskommunikation. Und ja, dort fließen auch noch mal alle meine Herzensthemen zusammen. Neben der Prävention, Gesundheitsförderung auch das Thema inklusive Gesundheit. Die Kommunikation und das Thema Gesundheitskompetenz, was damit auch sehr eng in Verbindung steht. Und Gesundheitskompetenz? Ich weiß nicht, ob dir das, was sagt oder ob ich dazu noch mal ein 2 Worte sagen soll.
Die Bedeutung von Gesundheits-Kompetenz
Domingos: Ja, sehr gerne.
Ines: Ja, also Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit eines Menschen, aktiv Gesundheits-bezogene Informationen, aber auch Dienstleistungen zum Beispiel oder mit gesundheitsbezogenen Herausforderungen umzugehen. Und durch eine starke Gesundheitskompetenz ist man dann auch selber fähig, sich um die Gesundheit, die eigene Gesundheit, das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Aber man kann sich dann auch um das Wohlbefinden anderer kümmern und hat sehr viel mit der Gesundheitskommunikation zu tun und bedingt sich auch gegenseitig, weil das die Teilhabe auch unterstützt und die Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit.
Domingos: Ja, auf jeden Fall ein superspannendes Thema. Wie bist du denn auf das Thema Gesundheits-Kompetenz, Barrierefreiheit, Wenn du aus dem Thema Physiotherapie kommst. Da sieht man jetzt keine unmittelbare Verbindung.
Ines: Doch eigentlich schon. Das Thema Gesundheit und Barrierefreiheit hat eigentlich so ein Bezug zu meiner Biografie und aber auch zu meiner ganzen beruflichen Laufbahn. es ist einfach so, dass viele Gesundheitsinformationen häufig zu schwierig sind. Im Alltag haben viele Menschen große Herausforderungen, die zu verstehen und auch dann, wenn ich sie nicht verstehe, kann ich auch Gesundheitsinformationen nicht anwenden und dieses Problem habe ich in meiner beruflichen Laufbahn oder auch in meiner Biografie selber spüren können. Ich bin in Bolivien geboren und aufgewachsen und bin dann mit 20 Jahren alleine nach Deutschland gekommen. Nach Berlin. Und da habe ich das erste Mal so diese Barriere im Gesundheitssystem selber an mir gespürt, nämlich ich wusste gar nicht, wie dieses Gesundheitssystem funktioniert. Ich wusste auch gar nicht, dass ich ein Recht habe auf eine Krankenversicherung, aber wusste auch nicht, wo bekomme ich überhaupt eine Krankenversicherung und wie ist das überhaupt, zum Arzt zu gehen, und das hat zum Beispiel auch mit Gesundheitskompetenzen zu tun.
Und weil du meintest, gerade die Physiotherapie. Hat vielleicht jetzt nicht so einen starken Zusammenhang, doch sehr stark, weil ich als Physiotherapeutin zum Beispiel sehr oft die Ansprechperson für Patientinnen war mit Fragen, die die Menschen mitbrachten, aus dem Arzt Kontakt, den sie hatten. Dann irgendwelche Rezepte in die Hand gedrückt bekommen, wo Sie nicht wussten. Was mache ich denn jetzt damit oder irgendwelche Befunde mitgebracht, die der Arzt kurz angeschaut hat und dann? Ja, zwei – drei Worte dazu gesagt hat in einer Fachsprache und sie konnten aber nichts damit anfangen oder Medikamenten Beipackzettel, die sie dann auch nicht verstehen können und nicht wissen was mache ich jetzt damit. und ja, da konnte ich als Physiotherapeutin mit dem Kontakt zu unterschiedlichen Menschen auch viele Barrieren kennenlernen im Gesundheitsbereich, nämlich zum Beispiel auch kulturelle Barrieren, die es gibt in der medizinischen Versorgung oder im Kontakt dann sprachliche Barrieren. Aber auch ein wichtiges Thema, infrastrukturelle Barrieren, zum Beispiel ein älterer Herr, der mit einem Rollator in die Praxis kommen möchte, aber die Physiotherapie Praxis ist im 3. Stock ohne Fahrstuhl. Aber auch so körperliche oder geistige Beeinträchtigungen.
Physische Barrieren
Domingos: Ja, superspannend. Dann fangen wir doch mit den verschiedenen Facetten der Barrierefreiheit an. Du hast ja jetzt gerade das Thema Barrierefreiheit der Räumlichkeiten angesprochen. Und da gibt es ja durchaus auch einen Genderaspekt, sagen wir mal. Also das ist ja für Frauen mit Behinderung zum Beispiel besonders schwierig ist, passende Ärzte zu finden für die unterschiedlichen Themen, die sie Halt haben. Sowas wie Schwangerschaft, aber auch Frauenärzte generell, ist das auch deine Erfahrung.
Ines: Ja, also. Barrierefreiheit in Arzt-Praxen gibt es einmal in diesen Bereichen, wie du jetzt gerade gesagt hast, in den baulichen oder in den medizinischen Geräten, die es gibt, und da ist der Besuch beim Frauenarzt ein wichtiger, immer wieder genannter. Barriere Aspekt, weil der Behandlungs-Stuhl einfach schwer ist dort drauf zu kommen, wenn ich zum Beispiel in einem Rollstuhl sitze oder bestimmte Spastiken habe in den unteren Extremitäten, aber dann gibt es auch ganz einfach liegen, die nicht höhenverstellbar sind, das ist auch oft eine Barriere, die dann gar nicht so richtig berücksichtigt wird. Oder andere medizinische Geräte, die auch nicht richtig barrierefrei sind. Für alle Personengruppen beim Hals-Nasen-Ohrenarzt zum Beispiel oder beim Augenarzt. Oder beim Zahnarzt. Da gibt es ganz viele Dinge.
Kommunikations-Barrieren
Aber weg von diesen baulichen Barrieren gibt es natürlich auch Probleme. Zum Beispiel Formulare, die ich beim Arzt ausfüllen muss, wenn ich zum Beispiel als neue Patientin irgendwo ankomme, bekomme ich einen Zettel in die Hand gedrückt, wenn die Praxis etwas Technik verbundener ist, kriegt man ein Tablet in die Hand gedrückt und muss erstmal ein Formular ausfüllen. Und dieses Formular ist aber in schwerer Sprache, sage ich jetzt mal. Es gibt keine Version in einer leicht verständlichen Sprache. Das ist eine ganz große Barriere meines Erachtens, denn es nimmt mir einfach, wenn ich das dann nicht ausfüllen kann, die Freiheit, selbstbestimmt darüber zu entscheiden, was für Informationen gebe ich oder welche Informationen bekomme ich? Oder? Ja, da gibt es natürlich auch dann Formulare, die sind wahrscheinlich dann auch nicht Für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung erstellt und solche Dinge. Da hast du vielleicht auch Erfahrungen schon gemacht.
Domingos: Ich muss sagen, ich war lange Zeit nicht mehr im Krankenhaus, deswegen weiß ich nicht, wie es dort ist. Aber tatsächlich hab ich bisher Glück gehabt. Also mein Hausarzt, den ich bekommen habe, als ich nach Bonn gezogen bin, der hat mir gar nicht erst das Formular die Hand gedrückt, sondern wir haben das zusammen ausgefüllt, er hat mich halt gefragt und dann haben wir das gemeinsam ausgefüllt und ich meine, das war auch bei den meisten anderen Ärzten so.
Ines: Ja, es ändern sich ja auch immer dann die Datenschutzbestimmungen und so weiter oder vielleicht wird es dann direkt in der Patientenarztkommunikation geregelt. Das gibt es auch, aber das wäre zum Beispiel auch noch mal eine Barriere die gesprochene Sprache. Es gibt leider immer noch Ärztinnen oder medizinisches Personal, dass viel zu viel in der Fachsprache spricht und dass es dann halt nicht verständlich ist. Oder dass sie dann auch nicht genügend Raum geben, um Fragen zu stellen, weil einfach auch keine Zeit mehr ist, um im Dialog zu kommen, oder man bekommt keine Informationen, Informationsblätter zum Beispiel, die dann auch mehrsprachig sind oder in leichter Sprache oder einfacher Sprache. Das sind auch noch wichtige Barrieren. Neben den baulichen Barrieren.
Domingos: Ja, ich kann mich erinnern, also auch aus meiner Vergangenheit. Wir sind ganz oft mit unseren Eltern zum Arzt gegangen, damit wir unseren Eltern halt erste Generation, die nach Deutschland eingewandert ist, damit wir denen erklären können, was die Ärzt:Innen eigentlich sagen, und das kann ich auch von ganz anderen, ganz vielen anderen Familien mit so einem Migrationshintergrund. Das ist auch die erste Generation, die noch nicht so gut Deutsch versteht. Also im Alltag funktioniert es gut, aber gerade so, wenn es um Papierkram geht oder Gespräche. Das ist einfach sehr kompliziert, aber extrem wichtig auch, dass man, wenn man zum Beispiel Diabetes hat oder so, dass man dann eine vernünftige Information bekommt.
Ines: Ja, das stimmt, habe ich auch in der Physiotherapie oft erlebt, dass dann die Oma mit dem Enkel kam, der dann aber vielleicht erst 10 oder 12 Jahre alt war und übersetzen musste. Und dann sind es halt so Begriffe, das kann man in dem Alter vielleicht dann auch gar nicht genau interpretieren oder wissen. Ja, stimmt.
Aber das gibt es auch, zum Beispiel. Ich habe viele Jahre in der Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und mehrfach Behinderung gearbeitet. Und dort habe ich das auch oft erlebt, dass dann. Ja man davon ausgeht. OK, die Person versteht mich jetzt sowieso nicht, ich rede jetzt eher mit der Begleitperson und adressiere nicht den Patienten direkt. Und versuche es dann so verständlich zu machen, dass es dann alle verstehen.
Domingos: Ja, auf jeden Fall ein spannendes Thema. Ein großer Trend in der Gesundheitsversorgung ist ja auch das Thema Digitalisierung. Dieses Jahr kam ja dieses ganze Thema E Rezept ganz groß raus und das soll ja noch viel mehr digitalisiert werden. Ich weiß nicht, inwiefern du damit schon Berührungspunkte hattest, beziehungsweise mit den Herausforderungen, welche sich den Leuten da stellen, die vielleicht nicht so digital affin sind.
Ines: Ja, das ist ein sehr großes, aber auch ein sehr, sehr wichtiges Thema, was ich auch beobachten konnte. Durch die Arbeit, was ich vorhin erwähnt hatte, mit Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen während der Pandemie, weil ja auch alles digital war, und da war es eine große Herausforderung gewesen, das einmal eine geringe digitale Gesundheitskompetenz vorhanden war. Aber auch der Zugang zu Technik erschwert war. Viele haben heutzutage leider immer noch nicht ein Tablet oder ein Laptop. Meistens haben schon fast alle Menschen ein Smartphone, würde ich jetzt mal so behaupten. Du kannst gerne mir widersprechen. Ich habe dann oft erfahren, dass das Datenvolumen dann nicht ausreichend war. Oder man war immer auf WLAN dann angewiesen und hatte nicht immer einen Internetzugriff und das ist glaube ich auch noch mal so eine große Herausforderung. Erstmal der Zugang zu Technik zu gewähren neben den. Ja, digitalen Gesundheitskompetenzen jetzt in meinem Bereich.
Ja, und dann gibt es natürlich noch viele andere Herausforderungen, weil ich ja auch mit Gesundheitskommunikation arbeite. Gibt es die Herausforderung zum Beispiel oder ich gehe noch mal einen Schritt zurück, das Internet würde ich jetzt auch mal behaupten, ist die wichtigste Informationsquelle heutzutage, wenn ich mich über Krankheit oder Gesundheit informieren möchte. Und ich würde jetzt auch einfach mal behaupten, dass fast jeder weiß, wie man etwas auf in irgendeiner Suchmaschine sucht. Dann gibt es auch noch welche, die Nutzen dann auch noch KIS wie zum Beispiel ChatGPT oder sowas, wo sie dann auch noch mal mehr und gebündelt Informationen bekommen. Und das gibt den Anschein, dass man gut informiert ist. Gegebenenfalls bekommt man dann auch noch zusätzliche Informationen, die der Arzt dann. Gegeben hat. Und da besteht dann die Herausforderung, nämlich an Fehlinformationen. Oder Falschinformationen. Oder? Da auch zu viele Informationen, man muss ja das ja dann auch irgendwie fil
tern können. Und ganz wichtig im Gesundheitsbereich ist dann auch noch, welche Informationen sind wirklich verlässlich?
Welche sind qualitative Informationen und wissenschaftlich belegte Informationen, auf die ich mich dann wirklich stützen kann? Das sehe ich als eine sehr, sehr große Herausforderung, in der dann auch. Ja, noch viel Arbeit geleistet werden muss und. Ja, dann hast du ja auch gerade noch die digitalen Anwendungen genannt, wie zum Beispiel das E Rezept oder die elektronische Patientenakte auch. Die eingeführt Wird oder Gesundheitsapps. Ich glaube heutzutage haben viele schon eine Gesundheits-App benutzt und da habe ich halt auch oft gesehen, dass sie nicht barrierefrei gestaltet sind.
Das ist ja jetzt auch eher so dein Arbeitsbereich und ich weiß nicht, ob du schon mit dem E Rezept. Berührungspunkte hattest du und da schon eine Einschätzung geben kannst, wie barrierefrei das überhaupt ist.
Digitalisierung im Gesundheits-Wesen
Domingos: Ehrlich gesagt Nein. Also ich war tatsächlich dieses Jahr noch nicht beim Arzt, ich bin ja faul, Was solche Sachen angeht. Ich habe mir glaub ich die. Ich hatte mir letztes Jahr diese App zum Thema elektronische Patientenakte angeguckt, weil ich ja auch bei einer Firma arbeite, die in diesem Bereich Gesundheitsbranche sehr aktiv ist Aber ich war irgendwie genervt, weil da viele aus meiner Sicht unnötige Sachen gemacht werden mussten. eine Registrierung, das war ja doch OK, aber dann sollte man in die Geschäftsstelle gehen und sich verifizieren lassen und da war ich schon Total genervt und dann habe ich mir die E Rezepte App gar nicht erst angeguckt, weil ich gesehen hab OK du kannst doch mit der Gesundheitskarte Rezepte einlösen, Dann Habe ich mir diese App erspart, obwohl ich sehr Technik-affin bin. Habe ich, das dann
erst mal sein gelassen und habe jetzt auch keine unmittelbaren Vorteile dieser EPA, also der Gesundheitsakte für mich gesehen, dass ich das jetzt unbedingt nutzen muss.
Ines: Na ja, aber das, was du beschreibst, ist ja eigentlich schon der Staat. In dieser Akte ist schon eine Barriere. So dass man dann quasi startet und es gleich liegen lässt. Also ja, es ist nicht wirklich dann barrierefrei. Noch nicht.
Komplizierte Sprache
Domingos: Du hast das Thema Kommunikation ja, schon ein bisschen angedeutet. Also ich sag mal, neben der physiologischen Barrierefreiheit der Praxisräume und der digitalen Barrierefreiheit der Kommunikation ist ja auch das Thema Kommunikation generell auch zwischen Ärztinnen und Patienten wichtig. Was sind da die großen Herausforderungen auf der Seite des medizinischen Personals? Wo siehst du da die großen Herausforderungen?
Ines: Naja, man kann sagen, dass jeder Kontakt zu einem Patienten oder einem Nutzenden aus dem Gesundheitssystem eine Barriere darstellen kann. Da gibt es sehr viele Barrieren. In der Kommunikation ist es so, dass das medizinische Personal, der Trend kommt jetzt langsam, dass wir auch immer mehr geschult werden in der Kommunikation mit Patientinnen, mit Beeinträchtigungen zum Beispiel. Oder mit Patienten mit einer geringen Gesundheitskompetenz, um diese zu fördern, damit sie dann auch der Behandlung folgen, den Anweisungen folgen oder zum Beispiel die Medikamente so einnehmen, wie sie genommen werden müssen. Und da gibt es bestimmte Gesprächstechniken, die man zum Beispiel anwenden kann. Aber das muss man auch erst mal lernen.
Dann hatte ich ja schon angesprochen, dass Gesundheitsinformationen schwierig sind, dass Informationen zu Gesundheit und Krankheit oft sehr komplex sind und man lernt auch nicht wirklich, in der Ausbildung oder im Studium diese so herunterzubrechen, dass sie für alle verständlich sind und diese dann so anzupassen an bestimmte Situationen. Genau da gibt es nämlich noch sehr viel Nachholbedarf.
Positive Beispiele
Domingos: Das ist wahrscheinlich schwierig, weil es ja ein breites Thema ist. Aber gibt es gute Beispiele für barrierefreie Gesundheits-Kommunikation?
Ines: Ja, es gibt gute Beispiele. Es gibt zum Beispiel eine Organisation, ein gemeinnütziges Unternehmen, die kostenfrei Übersetzungen zu medizinischen befunden in leicht verständliche Sprache machen, das heißt, „was habe ich?“. Da kann man über die Webseite die Leute anschreiben, den Befund hinschicken und dort arbeiten dann ehrenamtlich Medizin,-Studierende oder auch schon fertige Mediziner, die dann das zum Beispiel an die Patienten wieder so weitergeben, dass sie es dann auch verstehen. Das finde ich eine ganz tolle Initiative. Dann gibt es unterschiedliche Fortbildungen, auch zum Thema Leichtverständlich kommunizieren, zum Beispiel bei mir oder unter anderem auch bei diversen Fachgesellschaften. Es gibt auch eine sehr schöne Webseite, die ich auch mitgestalten durfte. Das ist die erste Webseite zu Gesundheitsinformationen in leichter Sprache. Die heißt „Gesundheit leicht verstehen“ und dort. Sind Gesundheitsinformationen in leichter Sprache gebündelt? Ja, dargestellt. Alle Informationen oder alle Bro. Blätter, die dort hochgeladen sind oder verlinkt sind, müssen kostenfrei sein und in leichter Sprache. Und ja, das ist so ein Tool, was man auch nutzen kann, auch wenn ich zum Beispiel bestimmte Krankheiten behandle in meinem Alltag oder bestimmte Themen habe, dass man da vielleicht Auf da hinweist und die Patienten dann unterstützt. Dann gibt es zum Beispiel die Sprachmittlung. Ich weiß nicht, ob du das kennst.
Domingos: Nee, sagt mir jetzt nichts.
Ines: Die Sprach-Vermittlung ist ganz speziell für Menschen, die. Die Gesundheitsleistungen im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetz in Anspruch nehmen und das ist dann eine Person, die dann übersetzt und die Leute dann begleitet und sozusagen eine Dolmetscherfunktion hat.
Dann gibt es auch schöne Literatur. Es gibt eine sehr schöne Buchreihe Med Guide. Das ist so ein medizinischer Sprachführer zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Schwangerschaft oder Geburtshilfe, psychische Störungen oder Allgemeinmedizin. Wo man dann auch ja nachschlagen kann und das wirklich auch verlässliche und gute Übersetzungen beinhaltet. Patienten Arztinteraktionen und dann gibt es zum Beispiel Piktogramm-Hefte, die man einsetzen kann für die Kommunikation ohne Worte. Ja, dass, um einige Beispiele zu nennen als Hilfen oder Tools.
Forbildung für Gesundheits-Personal
Domingos: da gibt es ja doch schon einiges. Aber auch wenn es dann noch mehr bedarf. Was können Leute aus der Gesundheitsbranche konkret tun, um sich diesbezüglich weiterzubilden? Das kommt ja im Studium oder in der Ausbildung noch nicht vor, gibt es da aber Weiterbildungen zum Beispiel von dir oder anderen Leuten, die diese interessierten Personen besuchen können, zum Beispiel?
Ines: Ja, es gibt Unterschiedliche Fortbildungsangebote. Zum Beispiel von den Fachgesellschaften oder Verbänden, Für Zahnärzte gibt es Angebote von der Zahnärztekammer. Dann gibt es die Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Ich krieg den Namen jetzt gerade nicht genau hin, DGMGPGB ist es, die bieten auch Fortbildung an zu ja leicht verständlich sprechen,
wenn man Interesse hat, kann man sich auch im Internet diese Regelwerke zu leichter Sprache anschauen. Die sind ja auch frei verfügbar. Und die kann man sich anschauen und die Regeln, Die dort aufgelistet sind zum Schreiben von Texten kann man auch in der gesprochenen Sprache anwenden. Nicht alle, aber viele, wie zum Beispiel kurze Sätze, einfache Wörter nutzen. Fachwörter erklären. Und so weiter.
Etwas würde ich allen Menschen ans Herz legen. Begegnung mit Menschen, zum Beispiel mit Menschen mit Beeinträchtigungen zu haben. Ich bin ehrenamtlich tätig in einem Gesundheitsprogramm für Physiotherapie von Special Olympics Deutschland. Dort bin ich die bundesweite Leiterin für das Physiotherapie-Programm. während Sport angeboten oder anderen Auf Veranstaltungen bieten wir zu unterschiedlichen Themen ich jetzt speziell zur körperlichen Fitness Untersuchungen an. Für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen und geben dann dort Weiterempfehlungen und Tipps, wie man sich im Alltag mehr bewegen kann. Oder wenn man selber schon Sport macht, wie kann ich meinen Trainingsplan verbessern und da unterstützen mich und meine Kollegen dann ehrenamtliche Therapeutinnen oder Sportwissenschaftler oder Ärzte, die dann kommen und dort dann auch eine Art Schulung durchlaufen. Sie werden vorher dann nochmal geschult im Umgang mit Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen zu speziellen Bedürfnissen und Bedarfen der Zielgruppe. Aber auch, wie sie dann am besten kommunizieren können.
Und das Highlight ist natürlich dann immer der praktische Teil. in den Untersuchungen mit den Teilnehmenden, weil das so bereichernd ist, einfach auch mal diese Berührungsängste abzubauen, die viele haben. Ich habe Ärztinnen getroffen, die 20-30 Jahre schon im Dienst sind und vor so einer Veranstaltung sehr nervös waren und sehr unsicher waren, was kommt auf sie zu. Und. Ja, Begegnungen schaffen, voneinander lernen, miteinander reden. Gegebenenfalls bekommt man dann auch gleich ein Feedback. Ja, das ist sehr, sehr bereichernd. Wenn man sich dort fortbilden möchte und wenn man sich sensibilisieren möchte, auch für leicht verständlich kommunizieren, kann ich empfehlen.
Es gibt ja mittlerweile schon viele Zeitungen oder Nachrichtensender, aber auch Museen, die Audioguides in leichter Sprache anbieten. Und dass man direkt, wenn ich jetzt zum Beispiel das Nächste Mal zum Museum geht, sich einen Audioguide in leichter Sprache zu nehmen und das anzuhören, selber einmal ausprobieren, um ein Gefühl für leicht verständliche Sprache zu bekommen. Das Würde ich dann auch noch mal so ans Herz legen.
Domingos: Ja, vielen Dank für diese Insights. Ein superspannendes Thema. auf jeden Fall vielen Dank. Ich denke du bist auch eine gute Ansprechpartnerin, wenn man weitere Fragen zu dem Thema hat.
Ines: Na klar, sehr gerne. Ja, vielen, vielen Dank für die Einladung. Danke auch für deine Zeit.