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Wie viele Personen verliere ich durch mangelnde digitale Barrierefreiheit?

Sie glauben, Sie würden keine Besucherinnen verlieren, wenn Ihre Angebote nicht barrierefrei sind. Dann sollten Sie noch einmal darüber nachdenken. Hier ein paar interessante Zahlen.

Geringer Kontrast bei Text und UI-Elementen

Das problem

Die Fähigkeit, Kontraste zu erkennen, beginnt bereits ab dem 40. bis 50. Lebensjahr langsam abzunehmen. Ein signifikanter Rückgang tritt jedoch meist ab einem Alter von 60 bis 70 Jahren auf.

Ursachen für den Kontrastverlust im Alter:

• Verminderte Pupillenreaktion → Weniger Licht gelangt ins Auge.
• Trübung der Augenlinse (z. B. durch Grauen Star) → Streulicht reduziert den Kontrast.
• Abnahme der Netzhautzellen (besonders in der Makula) → Schwächere Signalverarbeitung.
Veränderungen im Gehirn (visuelle Verarbeitung) → Schlechtere Interpretation von Kontrasten.

Folgen:

• Probleme beim Lesen (z. B. graue Schrift auf weißem Hintergrund)
• Probleme beim Erkennen von UI-Elementen auf grafischen Benutzeroberflächen wie Anwendungen und Automaten

Resultat

Laut Daten des Statistischen Bundesamtes entfielen im Jahr 2023 etwa 5,86 % der Bevölkerung auf die Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen. Zudem waren im Jahr 2022 rund 22 % der Bevölkerung 65 Jahre oder älter. Daraus ergibt sich, dass etwa 28 % der Bevölkerung Deutschlands im Jahr 2023 60 Jahre oder älter waren. Die Zahl der älteren Menschen nimmt zu, ihre Sehfähigkeit allerdings nicht.

Animation, Bewegung, Blitzen und Flackern

•30 % der Menschen haben eine Form von visueller Empfindlichkeit gegenüber Bewegungseffekten wie Parallax-Scrolling oder animierten Hintergründen. (W3C Accessibility Guidelines)
•10 % der Nutzer haben vestibuläre Störungen, was bedeutet, dass Animationen, schnelle Bewegungen oder blinkender Text Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen auslösen können. (Vestibular Disorders Association, 2021)
•Epilepsie betrifft etwa 1 von 100 Menschen, und starke Blinkeffekte (vor allem mit Frequenzen zwischen 3 und 60 Hz) können Anfälle auslösen. (Epilepsy Foundation, 2022)
•Flackernde Inhalte mit mehr als drei Blitzen pro Sekunde können für über 5 % der Menschen mit lichtempfindlicher Epilepsie gefährlich sein. (W3C, WCAG 2.1)
Fazit: Unbedachte Animationen und Blitzeffekte können für Millionen von Menschen echte Probleme verursachen – und sie dazu bringen, eine Website sofort zu verlassen.

Verständliche Sprache

Mehr als 20 % der Erwachsenen in Deutschland haben nur grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten, was bedeutet, dass etwa ein Fünftel der Bevölkerung Schwierigkeiten hat, komplexe Inhalte zu verstehen. (LEO-Studie, 2018)
28 % der Erwachsenen mit niedrigen Lese- und Schreibfähigkeiten in den USA (also etwa 32 Millionen Menschen) gaben an, dass sie Online-Shopping und Banken oft meiden, weil die Benutzeroberflächen zu komplex sind und sie Schwierigkeiten haben, die Anweisungen zu verstehen. (National Assessment of Adult Literacy, 2021)

Untertitel

• Über 80 % der Zuschauer von Netflix und anderen Streaming-Diensten geben an, dass sie gelegentlich oder regelmäßig Untertitel nutzen, besonders wenn sie in einer anderen Sprache schauen oder Hintergrundgeräusche den Dialog schwer verständlich machen. (Netflix, 2021)
• 70 % der Zuschauer weltweit schauen Inhalte mit Untertiteln, zumindest gelegentlich. Dies betrifft nicht nur Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, sondern auch Nutzer, die den Ton nicht anhaben oder Filme in einer Fremdsprache ansehen. (W3C, 2020)
• 25 % der Menschen weltweit nutzen regelmäßig Untertitel bei TV-Programmen und Filmen, auch wenn sie keine Hörbeeinträchtigung haben. Das zeigt die wachsende Beliebtheit von Untertiteln, um das Seherlebnis zu verbessern, besonders bei internationalen Inhalten. (British Deaf Association, 2019)
• 80 % der Menschen schauen Videos ohne Ton, wenn sie sich in öffentlichen oder lauten Umgebungen befinden (z. B. in Verkehrsmitteln, Cafés oder Büros). Wenn keine Untertitel vorhanden sind, verlassen sie das Video oft oder schauen es gar nicht erst an. (Verizon Media, 2020)
• 71 % der Online-Video-Zuschauer gaben an, dass sie das Video eher ansehen würden, wenn Untertitel verfügbar wären, insbesondere wenn sie in einer anderen Sprache oder in einer lauten Umgebung schauen. (W3C, 2021)
• 55 % der Menschen mit Hörbeeinträchtigungen haben angegeben, dass sie häufig auf Videos verzichten oder diese nicht zu Ende anschauen, wenn keine Untertitel verfügbar sind. Dies betrifft nicht nur YouTube-Videos, sondern auch Streaming-Dienste und Social Media-Inhalte. (National Association of the Deaf, 2020)
• Eine Studie von Ofcom (2019) zeigte, dass 51 % der Zuschauer in Großbritannien Videos nicht aufrufen oder abspielen, wenn keine Untertitel angeboten werden, vor allem, wenn die Inhalte in einer anderen Sprache sind oder sie in einer lauten Umgebung schauen.
•Über 50 % der YouTube-Nutzer haben angegeben, dass sie Videos nicht ansehen, wenn keine Untertitel verfügbar sind, insbesondere, wenn sie in einer anderen Sprache sind oder sie keine guten Sprachkenntnisse haben. (YouTube, 2021)

Farbfehlsichtigkeit

8 Prozent aller Männer sind von einer Farbfehlsichtigkeit betroffen, Frauen trifft es deutich seltener. Die folge ist, dass Fehlermeldungen zum Beispiel nicht korrekt interpretiert werden können.